Dieser Kongress findet alle drei Jahre statt
In Angers hatten sich 320 Journalisten aus rund 140 Ländern eingefunden. Luxemburg war durch den Präsidenten der ALJ, Roger Infalt, vertreten.
• Rund um das Kongresszentrum und auch im Innern herrschten massive Sicherheitsvorkehrungen (strenge Kontrolle der Ausweise und Akkreditierungen, Kontrolle des Handgepäcks, usw.)
• Das Programm war prallgefüllt, der Kongress dauerte jeden Tag bis weit über 19 Uhr hinaus.
• Es lagen u.a. 23 Vorschläge für Statutenänderungen vor, 16 erhielten die nötige 2/3-Mehrheit.
• Zur Wahl des neuen Präsidenten lagen zwei Kandidaturen vor: Corsi Schroder aus Brasilien und Philippe Leruth aus Belgien. Letzterer konnte die Wahl mit nur 7 Stimmen Vorsprung für sich entscheiden.
• Während des Kongresses kam es zu einer sehr diskutablen Auseinandersetzung zwischen einem kurdischen und einem irakischen Verband. Gerade zu diesem Moment tauchte (rein zufällig !?) ein kurdisches Fernsehteam im Kongresszentrum auf, das aber wenige Minuten später von den Sicherheitsleuten aus dem Zentrum gewiesen wurde.
• Es lagen 12 Resolutionen der verschiedenen Verbände vor, davon wurden 6 zurückbehalten. Es geht hierbei um die Pressefreiheit, um das Informationszugangsrecht für Journalisten, um die Sicherheit der Journalisten in der Ausübung ihres Berufes, um den Schutz der Daten von Journalisten, um das Thema Whistleblowing, usw.)
• Diskutiert wurde auch um den Fall des DJV (Deutscher Journalistenverband), der seinen Beitrag nicht mehr bezahlt hat (38.000 Mitglieder). Hinter vorgehaltener Hand wird als Grund hierfür das untransparente Vorgehen des scheidenden Präsidenten Jim Boumelha (USA) in Sachen Finanzen der IFJ angegeben.
• In puncto Safety Fund der IFJ wurde zu mehr Solidarität aufgerufen. Es fehlt an Spenden, dabei ist diese Stiftung heute wichtiger denn je.
• Der französische Verband SNJ (Syndicat national des journalistes) hatte ein sehr abwechslungsreiches Rahmenprogramm auf die Beine gestellt. Ein wichtiger Moment war hier der Gedenkmarsch der über 300 Journalisten durch die Strassen von Angers. Gedacht wurde an die im Mai 2014 im Soudan ermordeten Pressefotografin Camille Lepage und natürlich auch an die fast 350 Journalisten, die seit 2013 (letzter Kongress in Dublin) ihr Leben in der Ausübung ihres Berufes verloren haben. Camille Lepage lebte in Angers und war erst 26 Jahre alt, als sie im Soudan in einen Hinterhalt geriet. Ihre Eltern sowie der “Sénateur-maire” der Stadt Angers nahmen an dieser Feier teil, während der u.a. eine Gedenktafel in der Bibliothek der Stadt Angers enthüllt wurde.
• Allgemeiner Eindruck: Das Programm dieses Kongresses war zu gross. An den meisten Tagen standen die Delegierten massiv unter Zeitdruck. Alles in allem wurden viele Dossiers evakuiert, es fehlte aber die nötige Zeit, in manchen Fällen tiefer in das eine oder andere Thema einzutauchen. Die Übersetzer (spanisch, französisch, englisch) waren schlecht und somit nervtötend.
• Gespräch mit dem neuen Präsidenten Philippe Leruth (B): Phiippe, für den der IFJ längst kein unbekanntes Wesen ist, sieht sich als Übergangspräsidenten. Nach Boumelha liegt viel Aufräumarbeit vor dem Belgier. Er will wieder für mehr Ordnung sorgen, für mehr Miteinander, er will die IFJ für die nächste Generation vorbereiten. “Ich bin der Meinung, dass die Zeit längst gekommen ist, dass ein Jüngerer die Zügel der IFJ in die Hand nimmt.” Was die Frage nach der Untransparenz in Sachen Finanzen anbelangt, will Philippe andere Wege einschlagen. “Es ist gut, dass der Kongress nun eine unabhängige Finanzkommission ins Leben gerufen hat.”
• Gesetzesänderung: Da die IFJ als “a.s.b.l.” funktioniert, muss sie laut belgischem Gesetz (wie übrigens in Luxemburg auch) neuerdings eine jährliche Generalversammlung abhalten. Eine solche GV wird es also in Zukunft jährlich geben, wie genau dies ablaufen soll, steht aber noch auf einem anderen Blatt. Sicher ist, dass ein jährlicher Kongress finanziell nicht zu stemmen ist. “Wait and see”.
• An Luxemburg wurden zwei Anfragen von Seiten der Österreicher und der Belgier gerichtet. Die Belgier wollen eine Benelux-Gruppe gründen, die dann mit 13 Stimmen die grösste innerhalb der IFJ wäre. Es gab schon beim EFJ-Kongress in Sarajewo eine solche Anfrage, doch in Angers waren die Niederländer wegen des Eisenbahnstreiks in Frankreich nicht angereist, und somit konnte dieses Thema nicht weiter diskutiert werden. Was die Österreicher anbelangt, so will man dort eine Arbeitsgruppe deutschsprachiger Journalisten gründen, in der man die Luxemburger auch geren sehen würde. Konkreteres gab es aber in Angers noch nicht zu vermelden. Auch hier also “wait and see”.